Heute vor genau 47 Jahren (am 27.07.2025) ist das erste Baby, das durch eine IVF gezeugt wurde, auf die Welt gekommen. Alles Gute zum Geburtstag Louise Joy Brown.
Die Geburt von Louise Joy Brown war ein Meilenstein in der Geschichte der Reproduktionsmedizin und hat vielen Frauen und Männern, die ohne medizinische Unterstützung vergeblich versuchten ein Kind zu bekommen, Hoffnung gegeben. Seither sind weltweit weit über 10 Millionen Kinder mithilfe dieser Methode gezeugt worden. Doch was genau verbirgt sich eigentlich hinter der sogenannten IVF- und für wen ist diese Behandlung geeignet?
Was verbirgt sich hinter dem Begriff IVF?
IVF ist die Abkürzung für In-vitro-Fertilisation, ein Verfahren der assistierten Reproduktion, besser bekannt als künstliche Befruchtung. Der Begriff „In vitro“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „im Glas“, während „Fertilisation“ für „Befruchtung“ steht- also wörtlich; „Befruchtung im Glas“.
Einfach ausgedrückt beginnt die Schwangerschaft bei dieser medizinischen Methode also nicht im Körper der Frau, sondern zuerst im Labor.
Dazu werden die Eizellen der Frau außerhalb des Körpers – also „in vitro“ – mit den Spermien des Partners (oder eines Spenders) zusammengebracht. Kommt es zur erfolgreichen Befruchtung, entsteht ein Embryo. Dieser wird in die Gebärmutter der Frau eingesetzt, um eine Schwangerschaft herbeizuführen. In Ausnahmefällen werden auch mehrere Embryonen transferiert.
Doch wie genau läuft eine solche Behandlung eigentlich ab?
Wie läuft eine IVF ab?
Eine IVF-Behandlung gliedert sich in mehrere Phasen. Üblicherweise sind folgende Schritte notwendig, wobei die Eizellentnahme und Samenabgabe mehr oder weniger zeitgleich erfolgt:

1. Hormonelle Stimulation der Eierstöcke
Der erste Schritt der IVF ist die hormonelle Stimulation der Eierstöcke. Ohne Hormongabe würde pro Zyklus normalerweise nur eine Eizelle heranreifen. Das Ziel der Stimulation ist es jedoch mehrere Eizellen gleichzeitig wachsen zu lassen. Dies geschieht durch die Verabreichung von Hormonen, meist in Form von täglichen Injektionen.
Für die Hormonstimulation kommen unterschiedliche Hormonpräparate einzeln oder in verschiedenen Kombinationen infrage. Meistens injizieren sich die Frauen die Hormonpräparate selbst mit einer Spritze in den Bauch.
Durch regelmäßige Ultraschalluntersuchungen wird genau beobachtet, wie viele Eibläschen (in denen sich die Eizellen befinden) heranwachsen und wie groß diese schon sind. Wenn die Eibläschen eine bestimmte Größe erreicht haben, wird der Eisprung medikamentös ausgelöst und es kann der optimale Zeitpunkt für die Eizellentnahme festgelegt werden.
2. Eizellentnahme (=Punktion)
Die Eizellentnahme dauert ca. 15 Minuten und wird unter einer leichten Narkose (Kombination aus Schlaf- und Schmerzmittel) durchgeführt. Die Entnahme der reifen Eizellen aus den Eibläschen (=Follikel) wird fast immer über die Scheide durchgeführt und per Ultraschall am Bildschirm verfolgt:
- eine dünne Nadel wird durch die Scheide in die Eierstöcke eingeführt
- Die Follikel werden einzeln punktiert und die Follikelflüssigkeit, die auch die reifen Eizellen enthält, wird vorsichtig abgesaugt
- im Labor werden die Eizellen unter dem Mikroskop identifiziert und isoliert
3. Samenabgabe
Am Tag der Eizellentnahme wird Sperma des Partners oder eines Spenders benötigt. Die Samengewinnung erfolgt durch Masturbation am Tag der Eizellentnahme. Oft besteht die Möglichkeit das Sperma zu Hause zu gewinnen und in das Kinderwunschzentrum mitzubringen.
4. Befruchtung im Labor
Nach Aufbereitung der Samenflüssigkeit im Labor werden die Spermien mit den Eizellen in einer Petrischale zusammengebracht. Zu jeder Eizelle werden mehrere 1000 Spermien dazugegeben. Der Befruchtungsvorgang erfolgt somit auf „natürliche“ Art und Weise, d.h. wie auch im Körper der Frau sucht sich jeweils das beste Spermium den Weg in die Eizelle selbst
Wenn die Befruchtung einer oder mehrerer Eizellen gelungen ist, dann werden die Embryonen genau beobachtet, um den besten Embryo für den Transfer auszuwählen. Wenn mehrere Embryonen vorhanden sind, können diese eingefroren (=kryokonserviert) werden und sind für mögliche weitere Behandlungen einsetzbar.
5. Embryotransfer
Üblicherweise 3 bis 5 Tage nach der Befruchtung wird ein Embryo (in Ausnahmefällen mehrere) mithilfe eines dünnen Katheders vorsichtig durch die Scheide in die Gebärmutter eingebracht. Der Eingriff dauert nur ein paar Minuten und ist völlig schmerzfrei.
Nach dem Embryotransfer werden häufig Medikamente wie Progesteron verabreicht, um die Gebärmutterschleimhaut zu unterstützen und die Einnistung des Embryos zu fördern.
6. Wartezeit und Schwangerschaftstest
Die emotional wohl herausforderndste Phase beginnt nach dem Embryotransfer: Nun heißt es warten- etwa zwei Wochen lang, bis ein Urin- oder Bluttest zeigt, ob sich der Embryo erfolgreich eingenistet hat und somit eine Schwangerschaft besteht.
Bis zum erfolgten Schwangerschaftstest und üblicherweise auch noch bis zur 12. Schwangerschaftswoche werden weiter Medikamente zugeführt, um die Einnistung bzw. das Fortbestehen der Schwangerschaft zu unterstützen.
Für wen kommt eine IVF in Frage?
Wenn sich der Kinderwunsch auf natürlichem Weg nicht erfüllt oder bereits früh klar ist, dass eine Schwangerschaft aufgrund körperlicher Ursachen nicht eintreten wird, wenden sich viele Paare an medizinische Fachkräfte, um Unterstützung zu erhalten.
In vielen Fällen wird zunächst versucht mit schonenderen Methoden eine Schwangerschaft zu ermöglichen – etwa durch eine hormonelle Stimulation in Kombination mit Geschlechtsverkehr zum optimalen Zeitpunkt oder durch eine Insemination, bei der aufbereitetes Sperma direkt in die Gebärmutter eingebracht wird. Bleiben diese sanfteren Ansätze ohne Erfolg oder ist bereits im Vorfeld absehbar, dass sie keine realistische Chance auf eine Schwangerschaft bieten, kann im nächsten Schritt eine In-vitro-Fertilisation in Betracht gezogen werden.

Eine IVF kommt beispielsweise bei folgenden diagnostischen Befunden der Frau zum Einsatz, sofern die Samenqualität des Mannes höchstens leicht eingeschränkt ist:
- Probleme mit den Eileitern: Beschädigte oder blockierte Eileiter verhindern, dass die Eizelle zur Gebärmutter wandern kann
- Endometriose: Durch die Endometriose kann z.B. die Funktion der Eierstöcke, Eileiter und auch die Einnistung des Embryos beeinträchtigt sein
- Hormonelle Störungen oder PCOS (=Polyzystisches Ovarialsyndrom): Dadurch kann es zu unregelmäßigen Zyklen und Ovulationsstörungen (=Probleme mit dem Eisprung) kommen, was das Eintreten einer Schwangerschaft erschwert.
- ungeklärte Sterilität: In einigen Fällen kann die Ursache der Unfruchtbarkeit nicht festgestellt werden. IVF kann eine Option sein, wenn andere Behandlungen nicht erfolgreich waren.
Das heißt jedoch nicht, dass man mit diesen Diagnosen (abgesehen vom Verschluss der Eileiter) nicht auch auf natürlichem Weg schwanger werden kann.
Auch für gleichgeschlechtliche Paare oder alleinstehende Frauen mit Kinderwunsch („Solomütter“) – je nach gesetzlicher Lage- kann eine IVF eine Option sein.
Erfolgschancen einer IVF
Trotz erheblicher medizinischer Fortschritte seit der Geburt des ersten IVF-Babys und gestiegener Erfolgsraten bietet die IVF leider auch heute noch keine Garantie für eine Schwangerschaft.
Manchmal erfüllt sich der Kinderwunsch bereits nach dem ersten IVF-Versuch – in anderen Fällen sind mehrere Anläufe notwendig, und leider bleibt der erhoffte Erfolg manchmal ganz aus. Die Erfolgschancen einer IVF hängen von vielen individuellen Faktoren ab, wie z.B.:
- Alter der Frau: Ein besonders wichtiger Aspekt ist das Alter der Frau, da die Qualität der Eizellen mit zunehmendem Alter nachlässt.
- Qualität der Embryonen: Die Qualität der Embryonen ist entscheidend für eine erfolgreiche Einnistung.
- Spermienqualität des Partners: Bei eingeschränkter Spermienqualität kann z.B. eine alternative Methode, die sogenannte ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) bessere Erfolge erzielen.
- Lebensstilfaktoren: Rauchen, Über- oder Untergewicht, Alkoholkonsum, Drogenkonsum etc. können den Erfolg einer IVF mindern.
- Ursache der Unfruchtbarkeit: Je nach individueller Ursache der Unfruchtbarkeit können die Erfolgsquoten variieren.
Trotz vieler variabler Faktoren liegt die durchschnittliche Erfolgsquote einer IVF-Behandlung pro Versuch bei etwa 25-30% (siehe Österreichische IVF-Gesellschaft)
Fazit
Eine IVF ist eine tolle Möglichkeit Personen mit Kinderwunsch zu unterstützen- doch trotz aller medizinischen Möglichkeiten gibt es leider keine Garantie auf Erfolg. Umso wichtiger ist es daher, mit realistischen Erwartungen in die Behandlung zu gehen und sich der finanziellen, körperlichen und emotionalen Belastung bewusst zu sein.
Viele Frauen und Männer durchleben während einer IVF-Behandlung eine Achterbahn der Gefühle-Hoffnung, Enttäuschung, Anspannung und Erschöpfung wechseln sich dabei oft ab. Die psychische Belastung kann dabei sehr groß sein. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, lesen Sie gerne meinen Blogartikel zu psychischen Belastungen bei Kinderwunsch.
Wenn Sie sich in dieser herausfordernden Zeit Unterstützung wünschen, bin ich gerne für Sie da. Als Klinische und Gesundheitspsychologin sowie Kinderwunschcoach begleite ich Sie einfühlsam und kompetent – zum Beispiel in folgenden Situationen:
- wenn Sie vor der Entscheidung stehen, ob eine IVF für Sie der richtige Weg ist,
- wenn Sie sich emotional gut auf eine IVF-Behandlung vorbereiten möchten,
- wenn Sie Strategien brauchen, um die Wartezeit zwischen Embryotransfer und Schwangerschaftstest besser zu bewältigen,
- wenn Sie über Ihre Gefühle, Sorgen und Ängste sprechen möchten,
- wenn Sie Entspannungsmethoden kennenlernen und in Ihren Alltag integrieren wollen,
- oder wenn Sie lernen möchten, mit der Enttäuschung nach einem erfolglosen Versuch umzugehen.
Ich unterstütze Sie dabei, Ihren Weg mit mehr innerer Stärke und Zuversicht zu gehen.
Hier finden Sie meine Kontaktdaten.


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